Erstausrüster-„Qualität“

.IMG_0105.JPGUnser Wohnwagen, Baujahr 2003, ist ab Werk tauglich nach der 100km/h-Regelung. Technisch kein Problem, Fahrwerk und Fahrverhalten (Schlingerneigung) auch absolut OK, wenn da nicht die kostenoptimierte „Erstausrüster-Qualität“ beim Gummi, sprich Reifen wäre …..

(Erfahrungen aus dem Spätsommer 2008, Bilder sind mit dem damaligen Smartphone gemacht, deshalb nicht so „üppig“)

„Technische Vorgaben zu 100km/h-Regelung für Anhänger“

Neben eine prinzipiell dafür geeigneten Fahrgestell (Bauartzulassung des Herstellers), im allgemeinen ein Fahrgestell mit V-Deichsel, muss ein solcher Anhänger mit Stoßdämpfern und einen System zur Spurstabilisierung, in unserem Fall eine Sicherheitskupplung mit Spurstabilisierung Typ „Winterhoff WS3000„, versehen sein. Dazu eine Bereifung die mindestens dem Geschwindigkeitsindex „L“ (bis 120km/h) genügt.

Den „100er“ – Aufkleber hatten wir bis 2014 nicht, da nach der früheren (alten) Regelung (Leergewicht Zugfahrzeug das 1,2-fache des zGG des Anhängers) ein Zugwagen der Geländewagenklasse (oder großer SUV) bedurft hätte. Die neue Regelung (so neu ist sie nun auch nicht mehr) lautet nun „eingetragenes Leergewicht Zugfahrzeug = zGG des Anhängers“, wodurch meist eine ausreichend schwere Mittelklasse-Limousine ausreicht.

Der Fall

Was aber passiert, wenn man mit der „Qualitätsbereifung“ des Fahrzeugs (Reifenvorschädigungen lagen definitiv nicht vor), ohne Überladung und mit korrekten Luftdruck dann wirklich mal 15 Minuten nahe an das Auslegungslimit fährt (ich weiss, das war nicht ganz legal, aber …. die Autobahn war gerade so schön leer), es waren auch nicht 120km/h, sondern nur 110-115km/h (im noch „Punkte“ – freien Bereich). Die Reifen waren zum Zeitpunkt gerade mal fünf Jahre alt, also noch innerhalb der 6-Jahresfrist, die für den Austausch bei Anwendung der 100km/h-Regelung gilt. Auch die Temperaturen waren mit unter 25 Grad Celsius in keiner Weise extrem.

Anzumerken sei, der Reifentyp dieses Herstellers MATADOR (Bratislawa/Slowakei) wurde später generell vom Markt genommen für den Einsatz auf Anhängern (die neueren Produktionsjahre ab 2005 zeigten wohl noch häufiger „Ausfallerscheinungen“). Es gab, haben wir aber auch erst später herausbekommen, bereits eine Rückrufaktion über den Fahrzeughersteller (Hobby). Leider kam unser Händler seinen Pflichten (obwohl eigentlich so der Rückruf mit der KBA, dem Reifenhersteller und dem Fahrzeughersteller vereinbart war, das die Endkundeninformation über die Händler erfolgt) uns schriftlich auf die Qualitätsprobleme hinzuweisen, nicht nach.

Die Produkte des Herstellers MATADOR tauchen auch in Reifentests für „C“-Reifen (also LLKW/Transporterreifen) selten bis gar nicht in den vorderen Rängen auf ……. beschreibt wohl durchaus das technische Gesamtniveau dieser Marke (wohl eher von der „Preisgünstigen“, ich will nicht sagen Billig-Kategorie). Es gibt sicher noch schlechteres, ich denke da an Marken produziert in Indonesien (hat HOBBY ja auch schon eingesetzt, auch hier durften, nach diversen Foren-Einträgen, die Kunden recht bald die Kostenoptimierung nachträglich durch frühzeitige Neubeschaffung ausgleichen) oder China (will ich mir schon gar nicht vorstellen).

Plötzlich ein Schlag, der Hänger bleibt ruhig, ich sehe es sofort im Rückspiegel …

Reifenschaden WoWa

Die netten Blümchen wachsen an bayrischen Autobahnen ….

Reifenplatzer links, dummerweise auf Fahrspur 3 der vierspurigen Autobahn (Standstreifen war als Fahrbahn freigegeben), wir waren gerade beim Überholen eines LKW, der wiederum einen anderen LKW überholte. Zum Glück kam rechts gleich ein Haltebucht. Bis wir aber angehalten hatten, stieg aber schon blauer Rauch auf, der Reifen hielt aber noch auf der Felge und hat sich nicht gleich komplett zerlegt.

Zum Glück, so blieben uns Schäden im Radkasten, am Unterboden oder Seitenwand wenigstens erspart. Endlich konnte ich (ein bisserl Gehässigkeit gehört dazu) das seit Jahren mitgeschleppte Ersatzrad nutzen. Leider war mein Werkzeug ganz unten im Kofferraum des Zugwagen (man lernt immer dazu …), so mussten wir erstmal den ganzen Kofferraum ausladen, aber schlussendlich nach etwas über 30 Minuten war das Ersatzrad drauf, der Kofferraum wieder beladen und mein Hemd recht schweißnass.

Leider ist das Ersatzrad vom vorherigen (kleineren) WoWa, weder Felge noch Reifen haben eine genügende Tragfähigkeit, so das wir auf keinen Fall mit diesem Reifen bis nach Hause fahren konnten.

Also mit moderatem Tempo bis zur nächsten Abfahrt, in Richtung München rein, etwas durchgefragt, dann schnell einen Reifenfachbetrieb gefunden.

Mein Problem geschildert und drei Aussagen erhalten

  • Der Fachbetrieb ist auf Motorrad und PKW spezialisiert, Transporter (C) -Reifen habe man gar keine an Lager.
  • Ab Anfang September gäbe es (auch bei den Großhändlern) im Raum München praktisch nur noch Winterreifen ab Lager.
  • In 1.5h könnte er Reifen bekommen, er erwarte noch eine Eillieferung vom Großhändler; ich müsste mich also schnell entscheiden, dann könne er die Lieferung noch an diesen Transport anhängen.

Ich erwartete dann ein Preisangebot das meiner Situation entsprochen hätte (sprich meine Situation zur Gewinnsteigerung ausnutzend), aber nein, der genannte Preis war absolut OK, die Montagekosten ebenso….

Ich musste mich nun nur noch entscheiden, nur einen Reifen, oder doch gleich zwei (ich wollte eigentlich keine Winterreifen auf dem WoWa). Schlussendlich dann für zwei entschieden, zum Glück wie sich dann beim Montieren herausstellte.

Denn der rechte Reifen wäre mir wohl ein paar Kilometer später um die Ohren geflogen, der hätte nämlich auch schon massive innere Schäden (siehe letzte zwei Bilder), was wir aber erst sahen, also wir den Reifen zur Montagemaschine rollten.

Die neuen Reifen waren übrigens „Semperit Cargo Winter“, mancher wird nun sagen, eh‘ der gleiche Konzern (Continental) …, dem muss ich vehement widersprechen, Semperit als großer österreichischer Gummiproduktehersteller hat zwar seine Reifensparte an Conti verkauft, die Fertigung dieser nun „Handelsmarke“ erfolgt aber exclusiv in einen Werk in der tschechischen Republik und die Marke hat immer wieder ganz gute Bewertungen in Reifentests (zumindest für eben diese Transporterreifen) und liegt auch preislich in einer ganz anderen Region.

Mit diesem sind wir nun sechs Jahre bestens gefahren (bis zum nun aufgrund der 100km/h-Regelung notwendigen Austausch), auch im sechsten Jahr mit Tempo 100+ (was wir nun ja auch dürfen, das Plus halt auch nicht). Zwar erschien der WoWa etwas unruhiger aufgrund des weicheren Winterreifenprofils (nicht jedoch bei stärkeren Lenkbewegung, nur beim Geradeauslauf), vom Laufgeräusch, der Erwärmung der Lauffläche (im Sommer) und Fahrkomfort aber absolut zufriedenstellend. Ich war so zufrieden, das der nun aktuell dritte Satz Reifen auch wieder ein „Semperit Cargo“, allerdings als Sommerreifen, wurde.

Was habe ich gelernt

  • Sollte ich jemals nochmal einen Wohnwagen kaufen, wird dieser garantiert nur mit Reifen bekannt guter Hersteller ausgerüstet sein (und das ab Auslieferung).
  • Einen WoWa, der auf einem platten Reifen steht, ist nur schwer mit üblichem Wagenheber (typ. 2to – Hydraulikheber, was auch nicht jeder hat) anzuheben, denn dieser passt erstmal gar nicht drunter (weshalb aktuell ein ganz spezieller dreistufiger an Bord ist, der KoJack KRIK (eines englischen Herstellers), den kann man auch als Stütze verwenden –> siehe hier bei OBELINK).
  • Der Reifen hat mit Sicherheit immer eine Geschwindigkeitsindex, der deutlich über „L“ liegt (kein Problem im Ersatzbedarf, „L“ ist da gar nicht zu bekommen).
  • Der dritte Reifensatz wird mehr Traglastreserve haben, da ich zwischenzeitlich auch feststellen musste, das der WoWa links immer 50-70kg schwerer ist (Küche und Kleiderschrank sind in Fahrtrichtung Links angeordnet).

Schlußbemerkung

Im Nachgang hatten wir natürlich beim WoWa – Händler reklamiert, eine Kostenübernahme wurde strikt abgelehnt, man bot Naturalersatz (also Reifen) an. Diese waren dann (wie oben auch erwähnt) von einem indonesischen Billig-Hersteller ….. Dankend abgelehnt mit der Bemerkung  „Wir werden und ein solch wenig kundenfreundliches Verhalten merken ….“, außerdem hatten wir ja schon neue Reifen.

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